Unser Brief an die Stadt im April 2020 und unsere Unterstützer*innen für ein selbstverwaltetes migrantisches Zentrum
Offener Brief an die Stadt (April 2020)
Alle Menschen brauchen ein Zuhause in Zeiten von Corona – unterstützen Sie uns dies zu realisieren!
Jetzt, während der Covid19-Krise ist die Relevanz unserer jahrelangen Forderung deutlich zu erkennen. Von Wohnungslosigkeit betroffene Migrant*Innen und Menschen, die in der langen Warteschlange der Aufenthaltsverfahren ohne Arbeitserlaubnis festhängen sind von der Pandemie massiv betroffen. Sie haben ihre Jobs verloren und sorgen sich um ihre Miete. Sie dürfen sich derzeit nicht einmal neue Arbeitsplätze suchen, weil sie anstelle von Arbeitserlaubnissen nur Fiktionsbescheinigungen ausgestellt bekommen- obwohl sie vorher arbeiten durften. Diese Menschen trifft die derzeitige Situation besonders schwer, da sie von allen staatlichen sozialen Hilfen ausgeschlossen sind. Geflüchtete, die sich in Unterkünften mit mehreren Menschen ein Zimmer teilen müssen, Obdachlose, die auf der Straße tagtäglich um die Erfüllug der nötigsten Bedürfnisse kämpfen – sie alle sind dem Virus schutzlos ausgesetzt.
Project Shelter setzt sich seit 5 Jahren für diejenigen ein, die aus dem sozialen Netz fallen. Wir sind eine Anlaufstelle für Menschen, die ein Unterkunft oder Hilfe bei Behördenanträgen brauchen, krank sind, Hilfe bei der Versorgung ihrer Kinder oder unbürokratische finanzielle Unterstützung benötigen. Seit Jahren kommen soziale Träger innerhalb Frankfurts auf uns zu, wenn ihnen die Hände aufgrund von rechtlichen Beschränkungen gebunden sind und sie den Menschen nicht weiterhelfen können. Gerade in der jetzigen Situation wird deutlich, dass bürokratische Vorgaben in Notsituationen den Schutz und das Leben von Personen beeinträchtigen, weil sie die benötigte Hilfe hinauszögern oder gar verhindern. Die Entscheidung der portugiesischen Regierung, allen Menschen bis zum Ende der Corona-Pandemie Zugang zum Sozial- und Gesundheitssystem zu gewährleisten zeigt, dass es möglich ist menschenwürdig in Krisenzeiten zu agieren. Wir stellen fest, dass die Krise für Mitglieder unseres Projektes und viele andere Personen in dieser Stadt schon viel länger anhält als der Ausnahmezustand durch Covid-19. Umso deutlicher treten die Folgen dieser politischen Krise nun zu Tage. Die Bereitstellung von Wohnraum und unbürokratische Hilfen darf und kann nicht weiter aufgeschoben werden.
Seit unserer Gründung im Herbst 2014 weisen wir darauf hin, dass wir für unsere Arbeit ein Haus benötigen. Ein Haus, in dem Menschen eine erste Anlaufstelle vorfinden, zur Ruhe kommen, Kontakte knüpfen, die Grundbedürfnisse befriedigen und sich in Frankfurt orientieren können. Leider haben zahlreiche politische Aktionen, mehrere Anträge in städtischen Ausschüssen, eine Petition mit über 8000 Unterschriften und Gespräche mit diversen Stadtverordneten unterschiedlicher Parteien bisher nicht dazu geführt, dass wir endlich dieses Zentrum realisieren können.
Gerade in diesen Zeiten, in denen das Wohlergehen von den schutzbedürftigsten in unserer Gesellschaft gefährdet ist, brauchen wir endlich ein Haus. Wir fordern die Stadt auf, uns dieses Haus wenigstens für eine Zwischennutzung bereitzustellen, damit wir endlich eine Chance bekommen zu zeigen, dass in Frankfurt ein Shelter längst überfällig ist. Die ehemalige Akademie der Arbeit wird Projekten mittlerweile auch als Zwischennutzung angeboten, einige nutzen sie sogar schon und das sollte auch mit dem Paradieshof oder einem ähnlichen Objekt geschehen. Wir haben die langjährige Erfahrung, das nötige Wissen, die finanziellen Mittel und auch ausgebildete Sozialarbeiterinnen und Juristinnen an der Hand. Durch unsere gute Vernetzung mit anderen Gruppen und Einzelpersonen sowie durch unseren in den Jahren gewachsenen Unterstützerinnenkreis können wir dieses Haus selbst verwalten – lediglich ein Objekt ist vonnöten. Wir möchten Sie und ihre Parteikolleginnen dazu auffordern, die Gespräche mit uns jetzt wieder aufzunehmen und sich in dieser Krise klar zu positionieren: Setzen Sie sich für die Gesundheit und Würde aller Menschen ein, unabhängig von deren rechtlich zugewiesenen Status.
Zeigen sie gerade in diesen schweren Zeiten ihre Solidarität mit denjenigen, die Schutz brauchen und machen sie deutlich, dass auch marginalisierte Menschen zu Frankfurt gehören und hier ein Zuhause finden können! Wir bitten Sie, diesen Brief zu unterzeichnen und damit öffentlich ihre Unterstützung zu bekunden.
Project Shelter
Unterstützer*innenliste:
Förderverein Roma e. V.
Solidarity City Frankfurt
Die Falken Frankfurt
Prof. Dr. Daniel Loick,Uni Amsterdam
Katharina Hoppe, Uni Frankfurt
Prof. Dr. Uta Ruppert, Uni Frankfurt
Die Linke Frankfurt im Römer
»Faites votre jeu!«/Klapperfeld
No Border Frankfurt
ISD Frankfurt
Cop Watch Frankfurt
Vernetzung gegen Abschiebung Hessen und Mainz
Seebrücke Frankfurt
LSKH Frankfurt (Lesbisch Schwules Kulturhaus Frankfurt)
Teachers on the road Frankfurt
Nika FFM
Dr. Onur Suzan Nobrega
Prof. Dr. Barbara Friebertshäuser, Uni Frankfurt
Prof. Dr. Thomas Lemke, Uni Frankfurt
Prof. Dr. Susanne Heeg, Uni Frankfurt
Dr. Tanja Scheiterbauer, Uni Frankfurt
Prof. Dr. Mamadou Diawara, Uni Frankfurt
Cheickna Diawara, Uni Frankfurt
Mietentscheid Frankfurt
Eine Stadt für Alle – ABG Kampagne